Montag, 11. Dezember 2017

Joseph Goebbels. Tagebücher 1924 - 1945

Joseph Goebbels. Tagebücher 1924 - 1945

Eigenartige Lektüre. Der Massenmörder als Tagebuchschreiber klingt zunächst einmal genauso wie Autoren solcher Aufzeichnungen meistens klingen: egozentrisch, eitel, unsicher, voller Selbstmitleid. Auch die überbordende Sentimentalität findet sich nicht bloß bei Hitlers Propagandaminister. Auffällig allerdings ist der Judenhass, der aus dem Nichts zu kommen scheint, für den auch die Tagebücher keine Begründung liefern. Man begreift nicht, wie der junge Mann wurde, was er um 1920 bereits ist. Damals studiert er noch, in Bonn, in Freiburg, München, Heidelberg. Wenig erfährt man über das Studium, stattdessen viel über Frauengeschichten. Kein überragender Student, die Dissertation erhält knapp das Prädikat "rite" ("bestanden"). Durchgängig ist auf den mehr als 2.000 Seiten die völlige Phrasenhaftigkeit der Sprache. Der Mann formuliert Phrasen, weil er auch in Phrasen denkt. Für den Dichter, der er ja zunächst gern gewesen wäre, ist das tödlich; für den Demagogen, der er dann wird, ist das ein Glück. Goebbels glaubt zwar längst nicht immer, was er sagt, aber er denkt nicht anders, als er redet. Dann ist da noch die Beziehung zum "Chef", wie er Hitler nennt. Adolf privat: Blumen schenkend, scherzend, Kinder tätschelnd, sich besorgt erkundigend, plaudernd. Goebbels, früh von einem nationalen Erlöser träumend, 1926: "Er ist ein Mann, nehmt alles nur in allem, so ein Brausekopf kann mein Führer sein, ich beuge mich dem größeren, dem politischen Genie!" Goebbels ist der Vernichter der Berliner Juden. Nicht allein, aber als eine treibende Kraft. Gemeinsam mit Göring, mit dem ihn sonst nur eine tiefsitzende Abneigung verband, hier versteht man sich. Die Pogrome vom November 1938 sind weitgehend ihr Werk, auch die Ideen für die anschließenden Gesetze zur Ausschaltung der Bevölkerungsgruppe aus dem normalen Leben (sogar das Betreten des deutschen Waldes sollte Juden verboten werden) stammen aus diesen Köpfen. Niemand wird die fünf Bände von vorn bis hinten durchlesen, sie bilden eher ein Nachschlagewerk für Studierende, denn die vom Münchner Institut für Zeitgeschichte veranstaltete Gesamtausgabe in ihrem Gigantismus dürfte Bibliotheken vorbehalten bleiben. Ein Tip für Studis: Gleich zu Beginn des Seminars melden und das Referat zur Überlieferungsgeschichte der Goebbelsschen Diarien übernehmen! In Band 1 der vorliegenden Edition findet sich alles Wissenswerte dazu auf weniger als 20 Seiten zusammengestellt. Mit wenig Arbeit werden Sie damit Furore machen, denn in der Story kommt alles vor, was für Kurzweil und Unterhaltung sorgt: die Amis, die Russen, der Spiegel, der Stern, die Stasi und als Zugabe ein blamierter Professor der FU Berlin. Viel Erfolg! –Michael Winteroll

Kampagnen Führen: Potenziale Professioneller Kommunikation Im Digitalen Zeitalter

Kampagnen Führen: Potenziale Professioneller Kommunikation Im Digitalen Zeitalter

Dieses Buch zeigt, wie sich in Kommunikationskampagnen medienübergreifend konsistente Botschaften formulieren, vermitteln und darstellen lassen. Dabei werden sowohl analoge als auch digitale Kampagnen berücksichtigt. Dominik Pietzcker durchleuchtet den Arbeitsprozess der Kampagnensteuerung und befähigt den Leser, selbst das Steuerrad der Kommunikation zu übernehmen. Der Leser wird am Beispiel realer Kampagnen durch den kommunikativen Verlaufsprozess geführt und erhält einen schnellen, dabei durchaus vertiefenden Einblick in alle Facetten der Kampagnenführung, sowohl von Seiten der Unternehmen und Organisationen als auch von Seiten der Agenturen. Das Buch richtet sich an Führungskräfte und Mitarbeiter aus den Bereichen Marketing, Werbung und Public Relations in Agenturen und Unternehmen, aber auch an Dozierende und Studierende der Studienrichtungen Marketing, Kommunikation und BWL.

Alfred Rosenberg: Die Tagebücher Von 1934 Bis 1944

Alfred Rosenberg: Die Tagebücher Von 1934 Bis 1944

+++Die lange verschwundenen Tagebücher von Alfred Rosenberg, dem Chef-Ideologen der NSDAP, erstmals in einer Gesamtausgabe – ein Schlüsseldokument zur Geschichte von Nationalsozialismus und Holocaust+++ Seit 1946 verschollen, wurden die Tagebücher des NSDAP-Reichsleiters Alfred Rosenberg erst 2013 aufgefunden. Hier liegen sie erstmals als Gesamtausgabe vor, ausführlich kommentiert von den renommierten Historikern Frank Bajohr(Zentrum für Holocaust-Studien, München) und Jürgen Matthäus (US Holocaust Memorial Museum, Washington). Rosenbergs Aufzeichnungen zeigen, dass seine Rolle bei der Vorbereitung und Umsetzung des Holocaust lange unterschätzt wurde. Schon früh einer der radikalsten Antisemiten, unterstützte er bis zuletzt die deutsche Vernichtungspolitik. Seine Notizen verdeutlichen neben seiner unbedingten Ergebenheit gegenüber Hitler die erbitterte Konkurrenz innerhalb der Funktionselite um den »Führer«, insbesondere die intime Feindschaft zwischen Rosenberg und Joseph Goebbels. Aus der Perspektive eines der Hauptverantwortlichen eröffnet dieses Schlüsseldokument neue, wichtige Einblicke in die vom NS-Regime erzeugte Gewaltdynamik.

Die Endlösung Und Das Auswärtige Amt: Das Referat D Iii Der Abteilung Deutschland 1940-1943

Die Endlösung Und Das Auswärtige Amt: Das Referat D Iii Der Abteilung Deutschland 1940-1943

Christopher R. Browning ist der international wohl renommierteste Historiker zum Holocaust. Alle seine großen Arbeiten sind auch ins Deutsche übersetzt worden. Einzig seine Studie zur Verstrickung des Auswärtigen Amtes in den Holocaust wurde bisher nicht auf Deutsch vorgelegt. 1978 erstmals erschienen, ist sie bis heute die einzige monographische Darstellung zum Thema. Souverän, präzise und sprachlich gelungen zeichnet Browning hier das verbrecherische Agieren des Auswärtigen Amtes nach, vom Madagaskar-Plan über die Wannseekonferenz und den europaweiten Einsatz des Auswärtigen Amtes bis zum Fall Luthers. Auch die Karrieren der ‚Judenexperten’ nach dem Zweiten Weltkrieg werden dokumentiert. Ein Vorwort von Jürgen Matthäus (Washington) und eine Einleitung zur deutschen Ausgabe von Christopher R. Browning ordnen die Studie in die Publikationslandschaft ein.

Kontinent Der Bücher: Zeit-Kanon Der Europäischen Literatur Nach 1945

Kontinent Der Bücher: Zeit-Kanon Der Europäischen Literatur Nach 1945

2012 hat das Feuilleton der ZEIT in einer mehrteiligen Serie die zehn wichtigsten Werke der europäischen Literatur für jedes der sieben Jahrzehnte seit 1945 vorgestellt. Dieses Buch versammelt die so entstandenen 70 Rezensionen namhafter Literaturkritiker auf vielfältigen Wunsch endlich in einem Band. Auch die Interviews mit bekannten zeitgenössischen Autoren wie Literaturnobelpreisträger Orhan Pamuk oder Cees Nooteboom sind hier wieder nachzulesen. Sie blicken auf die europäische Nachkriegsliteratur zurück und gehen der Frage nach, ob diese etwas typisch Europäisches kennzeichnet. Chroniken der sieben Jahrzehnte und eine vollständige Bibliografie der besprochenen Titel runden den europäischen Literaturkanon ab.

Lichtjahre: Eine Kurze Geschichte Der Deutschen Literatur Von 1945 Bis Heute

Lichtjahre: Eine Kurze Geschichte Der Deutschen Literatur Von 1945 Bis Heute

Wen soll man lesen, wen soll man lassen? Weidermanns Literaturgeschichte weiß die Antwort 60 Jahre, 135 Autorinnen und Autoren: Was für eine Zeit, was für eine Vielfalt! Mit frischem Blick, Leselust und Meinungsfreude wird hier die jüngste Epoche der deutschen Literatur gemustert, erzählt und sortiert. Volker Weidermann, Literaturredakteur der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, hat dort angefangen, wo erstmal alles zu Ende war. Wie ging es los nach dem Krieg, wer war schon da, wer kam dazu, wer wollte zurück und was ist daraus geworden? Exilanten und innere Emigranten, alte Eminenzen und junge Wilde werden vorgestellt, mächtige Herren und kämpferische Frauen – ein Panorama der deutschen Literatur von der Stunde Null bis heute. Und ein Bild von der ungeheuren Dynamik, mit der sich die Literatur der Zeit entwickelt und verändert. Im Westen wird die Gruppe 47 gegründet und wieder zerlegt, im Osten der Sozialismus gefeiert und bekämpft, im Westen verkünden sie Innerlichkeit und Revolte, im Osten geht man den Bitterfelder Weg oder verlässt das Land. Es geht um vergessene Könner und vermessene Bekenner, große Erfolge und stille Triumphe – und um viele, viele einzelne Schicksale. Mit Leidenschaft, Humor und großem Wissen nimmt Volker Weidermann den Leser mit auf einen schnellen Streifzug durch die goldenen Jahre der deutschen Literatur, schlägt große und kleine Bögen, skizziert Einflüsse, Abhängigkeiten und Gegensätze und landet mit Christian Kracht, Judith Hermann, Feridun Zaimoglu, Daniel Kehlmann, Ingo Schulze u.v.a.m. in unserer Gegenwart. Vor allem und immer wieder zeigt er den einzelnen Autoren, der unbeirrt seinen Weg weitergeht. Und plötzlich will man unbedingt Gert Ledig lesen, oder Hubert Fichte, oder Max Frisch mal wieder – ein Buch der Überraschungen!

Die Paradoxe Republik: Österreich 1945 Bis 2015

Die Paradoxe Republik: Österreich 1945 Bis 2015

Vom "Bollwerk des Deutschtums im Osten" über die "Brücke zwischen den Blöcken" zur "Insel der Seligen" und zum Mitglied der EU: Österreich hat sich gewandelt, geblieben ist die Gleichzeitigkeit zwischen Größenwahn und Minderwertigkeitskomplex, zwischen Engagement und Isolation. Geblieben sind auch Paradoxien: ein neutrales Land mit Westbindung, das sich als kulturelle Großmacht versteht, seine Künstler aber kaum entfalten lässt, das sich demokratisch nennt, in dem aber wesentliche Entscheidungen außerhalb des Parlaments getroffen werden. Der Zeithistoriker Oliver Rathkolb analysiert in dieser aktualisierten Neuauflage Kernthemen der Politik und Geschichte Österreichs und wirft einen kritischen Blick in die Zukunft.